Beziehungskultur in Unternehmen

Ein Unternehmen ohne Menschen ist nur eine leere Hülle. Der Kontakt untereinander, miteinander, das soziale Gefüge und die Beziehungen innerhalb des Unternehmens sind oftmals entscheidend für den Erfolg. Insbesondere mit Bezug auf die immer digitalen werdenden Unternehmen, Homeoffice und Co. nimmt die Beziehungsgestaltung im Unternehmen eine wesentliche Rolle ein. Die Gestaltung von Beziehungen, vor allem durch Führungskräfte, wird im digitalen Zeitalter zu einem der Erfolgsfaktoren überhaupt. In einer komplexen, volatilen, überraschenden und sich ständig verändernden Welt, ist das Wir-Gefühl von besonderem Wert.


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Misstrauen – Gift für Beziehungen

Wir leben in einer Misstrauensgesellschaft. Das zeigt sich an vielen verschiedenen Aspekten und wird durch Studien untermauert. So führte die Universität Bielefeld im Jahr 2022 im Auftrag der Bepanthen-Kinderförderung eine Studie durch, die zeigt, dass die große Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland kein Vertrauen in die Medien hat. 75,8 Prozent misstrauen demnach Zeitungen, 71,6 Prozent misstrauen Journalistinnen und Journalisten. Mehr als ein Drittel der Jugendlichen vermutet, dass die Medien absichtlich wichtige Informationen zurückhalten (37,9 Prozent) und nur ihre eigene Meinung verbreiten (32,8 Prozent). Was schon im jungen Alter beginnt, zieht sich später weiter. Die Menschen setzen nur wenig Vertrauen in die Regierung, in Unternehmen, den Datenschutz und vieles mehr. Auch die Führungskräfte und Unternehmen haben oftmals ein hohes Misstrauen, wenn ihre Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten oder sie nicht ständig ein Auge darauf haben, was diese leisten. Auf beiden Seiten herrscht somit oftmals großes Misstrauen – und hier müssen Unternehmen ansetzen, um Vertrauen aufzubauen und damit Sicherheit zu geben. Das gelingt insbesondere mit einer gesunden Beziehungskultur.

Vertrauen und Beziehungsaufbau auf Distanz

Durch Corona haben sich das Homeoffice, remote Arbeiten und hybride Arbeitsmodelle mehr und mehr etabliert. Das wird uns auch noch weiter begleiten und für viele Fachkräfte eine Voraussetzung werden, damit sie eine Stelle antreten. Im Umkehrschluss bedeutet das für die Führung ein Umdenken. Die gewohnte Kontrolle, die man im Büro über die Mitarbeiter hat, fällt weg. Wer im Homeoffice Kontrolle ausüben möchte, setzt seine Mitarbeiter jedoch eher unter Druck und verursacht Stress. Vertrauen hingegen signalisiert zum einen eine Beziehung auf Augenhöhe und bildet zum anderen die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit über die Distanz. Allerdings passieren Vertrauen und eine gute Beziehungsgestaltung nicht von heute auf morgen. Eine Führungsposition allein heißt noch nicht automatisch, dass sich die Mitartarbeiter auf die Person verlassen oder offen mit ihr sprechen können. Vertrauen ist Beziehungssache und braucht Zeit. Die Beziehungsgestaltung beinhaltet langfristige, positive und persönliche Erfahrungen, die Mitarbeiter mit ihren Vorgesetzten sammeln. Wohingegen eine Führungskraft, die nie Zeit für Gespräche hat, pausenlose Kontrolle ausübt, beispielsweise durch permanente Anrufe kurz nach Arbeitsbeginn, vor Feierabend oder mit Softwaresystem als nicht besonders vertrauenswürdig eingestuft wird. Insbesondere im Homeoffice, in dem der persönliche Kontakt wegfällt, ist Vertrauen wichtig für gelingende Führung. Das gilt ebenso für die Führungskraft selbst: Führen auf Distanz erfordert, darauf zu vertrauen, dass der Mitarbeiter die Aufgabe gut lösen wird.

Unsicherheiten im Change-Prozess brauchen gute Beziehungen

Die Beziehungskultur in Unternehmen kommt auch bei Change-Prozessen zum Tragen. Inzwischen gehören Veränderungen schon fast zum Dauerzustand und lösen bei Mitarbeitern sehr viel Unsicherheit aus. Von der Frage nach Kurzarbeit und Stellenabbau über die Angst mit neuen Programmen und Arbeitsweise nicht zurechtzukommen bis hin zur Befürchtung, dass die Neuausrichtung des Unternehmens nicht mehr mit den eigenen Werten übereinstimmt, gibt es viele Aspekte, die im Change für Unsicherheit sorgen. Jetzt sind vor allem Führungskräfte, die Geschäftsleitung und das Management gefragt, eine stabile Beziehungskultur zu schaffen. Diese sollte den Mitarbeitern auch in Zeiten von Veränderungen Sicherheit geben und ihnen zeigen, dass sie den Menschen in der Führung vertrauen können. Dieses Vertrauen aufzubauen und Beziehungen zu stärken ist in erster Linie Sache der Kommunikation.

Beziehungskompetenz vor Fachkompetenz

Einen interessanten Aspekt zur Beziehungskultur greift das Autorenduo Friederike Fabritius und Hans W. Hagemann in ihrem Buch „Neurohacks: gehirngerecht glücklicher arbeiten“ heraus. Sie kombinieren hier die Erkenntnisse der Hirnforschung mit Business-Expertise und zeigen unter anderem, anhand neuer Forschungen, dass Beziehungskompetenz vor Fachkompetenz geht. Sie zeigenzudem, wie kognitive Fähigkeiten gezielt eingesetzt werden können, um fokussierter, effizienter, kollegialer und letztlich glücklicher zu arbeiten. Denn wenn die Beziehung im Team stimmt, ist die Performance wesentlich höher. Das gilt auch, wenn die Fachkompetenz dabei niedriger ist.

Ein elementarer Bestandteil, an dem sich eine gute Beziehungskultur in einem Team und darüber hinaus in einem Unternehmen ablesen lässt, ist, dass jeder kritische Themen offen ansprechen kann, ohne dass es negative Konsequenzen hat oder man Angst haben muss, dass die Beziehung dadurch gestört wird. Kolleginnen und Kollegen, die untereinander eine gute Beziehung pflegen, sprechen somit an, wenn etwas schiefläuft, oder weisen sich auch einmal auf Fehler hin, ohne dass das Klima direkt vergiftet ist. Sie wollen zusammen weiterkommen und das Ziel erreichen. Um diese guten Beziehungen aufzubauen, gilt es für die Führung allerdings einige Maßnahmen zu ergreifen.

Informell und über die Arbeit hinaus

Die Beziehungskultur lässt sich, besonders wenn die Mitarbeiter vermehrt im Homeoffice arbeiten, nur aufbauen, wenn Möglichkeiten hierfür geschaffen werden. Spricht man mitunter Tage oder gar Wochen nicht mit den Kollegen oder dem Team, kann keine gute Beziehung entstehen. Es braucht den Raum, sich informell auszutauschen. Fallen die Gespräche an der Kaffeemaschine, im Flur oder bei gemeinsamen Pausen weg, so sollte beispielsweise ein virtueller Pausenraum eingerichtet werden, in dem sich die Mitarbeiter treffen und Austauschen können. Denn auch Gespräche über den Urlaub oder ähnliches beleben die Beziehung. Gemeinsame Erfahrungen und Erfolge stärken die Bindung untereinander ebenfalls, weshalb auch diese besprochen und gefeiert werden dürfen.

Fazit: Gesunde Unternehmen brauchen eine gesunde Beziehungskultur

Beziehungen bestimmen unser Leben maßgeblich. Sie sorgen dafür, dass wir uns gut fühlen und haben einen großen Einfluss auf unsere Stimmung und Leistung. Privat in einer Partnerschaft, zu der Familie oder Freunden sind sie ebenso wichtig, wie im Unternehmen zu Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzen. Sind die Beziehungen im Arbeitsleben stark und von Vertrauen geprägt, dann führen sie zu einer guten Performance und sorgen für eine Bindung an das Unternehmen. Sind sie hingegen durch Misstrauen und Angst vergiftet, ist ein Mitarbeiter viel geneigter dazu, dass Unternehmen zu verlassen. In unseren Coachings und Trainings zeigen wir Führungskräften, wie sie eine gute Beziehungskultur aufbauen und etablieren können. Sprechen Sie uns an, wenn Sie mehr darüber erfahren wollen.




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